Daniel Vischer-Strobel (1950–2017) und sein Vater Frank Vischer (1923–2015)

Anwalt und Politiker

Daniel Frank Vischer-Strobel, 16.1.1950 bis 17.1.2017,
Stamm C

Bettina Vischer-Strobel, 14.2.1958

Sein Vater
Frank Benedict Vischer, 11.9.1923 bis 25.6.2015,

verheiratet mit Elisabeth Sarasin (1928–2016) in erster Ehe,
Irene Honegger (1939–2008) in zweiter

 

von Fritz Vischer

Einmal mehr hatten wir uns im Luftgässlein gekreuzt. Frank, der Vater von Daniel, kam von seinem Büro an der Bäumleingasse 22, ich von der Bank an der St. Alban Anlage. Dieses Mal hielt ich ihn an. Ob denn das Statut der Stiftung der Familie Vischer wirklich unabänderlich sei, ewig gelte, als wären es die Zehn Gebote, wie es einer im Stiftungsrat behauptete. Das wollte ich als seinerzeitiger Obmann der Stiftung vom emeritierten Professor und «Doyen» für Privatrecht wissen. Zunächst hörte er aufmerksam zu, doch bald winkte er ab und lachte: «Ihr könnt in dieses Statut schreiben, was Ihr wollt», befand er und schritt weiter. Wie ich Richtung Mittagstisch.

Es war 12.15 Uhr, an einem warmen Dienstag Mitte September 1996. Kurz zuvor war er 73 alt geworden, trabte unverdrossen in seine Anwaltskanzlei, wie immer elegant gekleidet in weissem Hemd und Blazer, blaue Fliege mit Punkten um den Kragen. Er war damals Präsident des von ihm mitgegründeten Europainstituts Basel. Dagegen lagen die Zeiten als Dozent und Rektor der Universität Basel sowie im Verwaltungsrat der Ciba-Geigy AG und etlichen weiteren Führungsgremien wie das langjährige Präsidium der Kunstkommission altershalber hinter ihm. Ciba-Geigy gab es nicht mehr. Im März 1996 hatte der Konzern angekündigt, mit dem Konkurrenten Sandoz zu fusionieren und in der neu entstehenden Novartis AG aufzugehen. Im Hintergrund hatte Frank womöglich wiederum mitgewirkt.

Frank Vischer mit seinen obligaten Accessoires Tabakpfeife und Fliege («Lätschli») im Büro. (Foto Basler Zeitung)

Daniel wirkt anderswo

Daniel, sein ältester Sohn, war 1996 46 Jahre alt und lebte mit seiner Frau Bettina und den beiden Kindern, Marius und Severina, seit 20 Jahren in Zürich. Verheiratet waren sie seit 1984. In Grossbritannien wählten die Briten im Jahr 1996 Tony Blair. Mit ihm «kam die neue grosse Hoffnung einer reformierten Sozialdemokratie» an die Macht, schreibt Daniel in seiner Erinnerungsschrift Eckdaten – Linke Politik und rechter Fussball. Reformer, die ständig weiter reformieren, war nicht, was ihn politisch begeistert hatte. Das erschliesst sich den Lesern, die mit ihm zurückblicken, was auf seiner Politbühne abging.

Beginnen wir im Mai 1993: Da wurde er Präsident des VPOD Luftverkehr, «ein unauffälliger Job», wie er es formuliert. Mehr oder weniger zufällig kam er dazu, «sie brauchten einen linken Anwalt». Dabei hatte er sich, sechs Jahre vorher, im August 1990, bei den Grünen eingenistet, «zwar aus Überzeugung, aber ohne grosses Herzblut». Er wechselte, weil er miterleben musste, wie sich seine politische Wurzel, die POCH, Progressive Organisationen Schweiz, zersetzte, nachdem «sich in den achtziger Jahren immer deutlicher abzeichnete, dass die Ausstrahlungskraft der neuen Linken erloschen war». Politisch grünten die achtziger Jahre. Das strahlende Atomkraftwerk von Tschernobyl im April 1986 und im November die brennenden Produktionshallen in Schweizerhalle vor Basel verstärkten den Trend. Die POCHhatte sich indes klassenkämpferisch gegeben. Revolutionär wollte sie sein, sich von der SP, diesen bequemen autofahrenden Reformern, klar abgrenzen. Lautstark forderten die Vertreter der POCH, den öffentlichen Verkehr, nicht das private Auto zu fördern. Insofern politisierten sie durchaus grün, ohne es so zu bezeichnen. Die «Generallinie», die sich in endlosen Diskussionen bildete, legte das fest. Daniel war leidenschaftlich dabei. So ist es verständlich, wenn er bemerkt: «Für mich bedeutete das Ende der POCH auch eine schwere persönliche Niederlage als politisch denkender und handelnder Mensch. Ich war acht Jahre als Berufsfunktionär, sieben Jahre als (POCH-) Kantonsrat und insgesamt 17 Jahre in mehr oder weniger leitender Stellung für die POCH tätig gewesen». Er war es, der die Zürcher Sektion aufbaute. «Ein Exportprodukt aus Basel», nannten es die Zürcher Bürgerlichen polemisch.

1983 zum Ersten

Als Vertreter seines «Exportprodukts» rückte Daniel 1983 in den Zürcher Kantonsrat nach, nachdem er 1976 offiziell nach Zürich gezogen war. Dem Rat gehörte er bis 2003 an, ab 1990 – nolens volens – als Grüner; 1999 war er sogar deren Fraktionschef. Manch andere traten zur ehedem geschmähten SP über. Ansonsten arbeitete Kantonsrat Vischer in den neunziger Jahren – für ihn ein «Jahrzehnt der politischen Erosion» – in seinem Büro als «Feld-Wald-und-Wiesen-Anwalt», wie er es spitz ausdrückt. Spezialisiert war er auf Arbeits-, Straf- und Familienrecht.  

Fabrikbesichtigung des Verwaltungsrats der Ciba-Geigy AG in Duxford in England, 1982. In der Mitte mit Sonnenbrille Frank, rechts von ihm VR-Präsident Louis von Planta, hinten links Beppi Vischer.

1983 zum Zweiten

Ebenfalls 1983 verlieh die Universität Freiburg i.Br. dem damals 60-jährigen Frank, dem weitherum bekannten Professor für Privatrecht, den Titel des «Ehrendoktors der Rechte». Schon 1953 begann er zu lehren, zunächst als Privatdozent, ab 1956 als Professor, ab 1966 als «Ordinarius», später als Dekan der Fakultät. Warum ihn die Freiburger würdigten, erklärt er in seiner 2013 erschienenen Erinnerungsschrift Lebensetappen so: «Ich war bestrebt, auch wissenschaftlich etwas zu leisten. Ich durfte dafür manche Ehrung entgegennehmen.» Die in Freiburg war eine von vielen. 1979/80 war er Rektor der Uni Basel, getreu dem Grundsatz: «Ich kann nur betonen, dass ich meiner Universitätstätigkeit immer die erste Priorität eingeräumt habe.»

Die zweite gewährte er dem Advokaturbüro Hockenjos, Kron, Burckhardt, von Planta und Linder, dem er in den fünfziger Jahren als Partner beitrat. Das Büro «galt», wie Frank berichtet, «damals als eine der besten Kanzleien der Schweiz», und er fährt fort: «Vor allem dank Louis von Planta wurde ich Mitglied des Verwaltungsrates renommierter Firmen, so z.B. der Firma Geigy. Ich durfte in der Folge deren Fusion mit Ciba juristisch betreuen.» 1970, als sich die beiden Aktiengesellschaften Ciba und J.R. Geigy zusammenschlossen, war Frank mithin im Vordergrund.

Daniel 1969 auf dem Barfüsserplatz.

Von der Theater- auf die Politbühne

Daniel war 1970 zwanzig Jahre alt und frisch gebackener Maturand. Als Statist hatte er sich schon auf der Theaterbühne versucht. Es war die «Ära Düggelin»: «Das Theater wurde plötzlich zu einem Zentrum der Stadt». Das zog ihn an. Spontan sagte er zu, als sie ihm anboten, Regieassistent zu werden. Lange währte es nicht. Dagegen studierte er weiter Germanistik, Geschichte und Philosophie. Den 1969 gegründeten Progressiven Organisationen Basel (POB) trat er im Oktober 1971 bei. Im selben Jahr entstand die POCH, eine «neue schweizerische revolutionäre Partei», immer bestrebt, links der SP zu stehen. Sie hatte aber, wie Vischer berichtet, ein «Gespür für Realpolitik». Das bedeutete, die «Progressiven» beteiligten sich von Beginn weg an Wahlen und ergriffen Initiativen. Radikalere linke Gruppierungen lehnten das ab, weil sie sich dem bourgeoisen System nicht beugen wollten. 1973 wurde er Generalsekretär der POCH in Zürich, zum «Funktionär», wie er es – ironisierend? – ausdrückt.

1975 stand er am Tag nach Ostern um sechs Uhr in der Frühe auf dem Gelände bei Kaiseraugst, wo die Bauarbeiten für das Atomkraftwerk hätten beginnen sollen. Immer mehr Menschen widersetzten sich dem Hochrisikoprojekt, was nicht möglich gewesen wäre, «hätte die neue Linke nicht so erfolgreich mobilisiert», und zwar durchaus «grün». Das Projekt erwies sich schliesslich als nicht durchsetzbar, und es war «ausgerechnet Christoph Blocher, der das Mitte der achtziger Jahre als einer der ersten Bürgerlichen begriff».

Daniel stand nun auf der Politbühne. Der Traum, sich als Theaterregisseur oder Schauspieler zu entfalten, war dagegen verflogen. Claudia, seine zwei Jahre jüngere weniger scheue Schwester war es, die ihm den Weg in die Politik ebnete, zuvor allerdings auch den ins Theater Basel. Den Jüngsten, den 1956 geborenen Oliver, zog es in den Siebzigern ebenfalls zur POB, mehr noch war dieser hingegen am Zeichnen interessiert. Derweil war der Vater bei den Liberalen eingeschrieben, ohne ein «politischer Mensch» zu sein, wie Daniel urteilt. Liberal im weiteren Sinne indes schon: «Was ihr wollt», galt nicht nur für das Statut der Familienstiftung, sondern auch für die Seinen. Sie nutzten den Freiraum schöpferisch, während das Statut unverändert geblieben ist. Sich selbst bezeichnete Frank als «liberal fortschrittlich». «Liberal-konservativ» mochte er nicht sein, betonte er. Die meisten seiner Parteikumpanen waren es indes.  

Schliesslich wird auch Daniel Jurist

«Dieses Funktionärsdasein behagte mir; ich zog es in Varianten und mit Nebenjobs bis 1979 durch.» Doch dann entschloss sich der inzwischen 29-jährige Daniel, wie sein Vater Jurisprudenz zu studieren. Es erwies sich als anspruchsvoller als erwartet. Wer praktizieren will, muss zudem die Anwaltsprüfung bestehen. Erst 1987 war er so weit. «Irgendwie war ich immer ein Spätzünder», diagnostiziert er dazu feinsinnig. Sein Vater zündete schneller: Im Alter von 25 war er bereits Advokat und trat 1948 seine erste Stelle bei der Swiss Bank Corporation in London an.

Mit dem Anwaltstitel in der Tasche verfocht Daniel nun den Rechtsstaat, phasenweise sogar leidenschaftlich, nachdem er ihn als Linker, wie es sich gehörte, ursprünglich geringgeschätzt hatte. Schliesslich ist er ein Konstrukt der Bourgeoisie. Hier sah er die Welt indes «anders als viele meiner Mitstreiter. Ich glaubte nie an die Veränderung des Menschen, weder durch einen aufgeklärten Erziehungsstaat noch als Automatismus einer Veränderung der Produktionsverhältnisse. So gross meine Bewunderung für Che Guevara als Guerillaführer war, so grässlich fand ich seine Schrift Der neue Mensch: Entwürfe für das Leben in der Zukunft». Weiter hinten in seinen Eckdaten kommt er auf den Punkt: «Glaubten wir wirklich an die Revolution in der Schweiz? Natürlich nicht.» Daniel war Realpolitiker, hoffte freilich, dass sich die Kräfteverhältnisse zugunsten der Dritten Welt verschieben würden und die Welt insgesamt sozialer würde. Nach der Wende im Jahre 1989 keimten solche Hoffnungen erst recht auf. Bislang haben sie sich bekanntlich nicht erfüllt.   

Sozialer bedeutet immer gerechter. Dazu äussert sich der vermeintlich unpolitische Frank durchaus politisch: «Die Studienzeit hat meine Leidenschaft für das Recht gestärkt. Von Gerechtigkeit war allerdings damals wie heute wenig die Rede.» Als ungerecht empfand Daniel, wie es den Palästinensern erging, als der Staat Israel entstand: «Sie wurden zum Opfer nach dem grössten Verbrechen der Menschheit an den Juden, für das sie nicht die geringste Verantwortung trugen.» Er engagierte sich in der 1976 gegründeten Gesellschaft Schweiz-Palästina. Als deren Präsident empfing ihn 2004 sogar Jassir Arafat, der Anführer der Palästinenser, kurz vor seinem Tod. Viele kritisierten Daniel. So auch nach dem «Schwimmunterrichtsprozess» 1993, einer staatsrechtlichen Beschwerde. Das Bundesgericht gab Daniel, dem klagenden Anwalt, recht, dass die Religionsfreiheit höher zu gewichten ist als das Obligatorium des Schwimmunterrichts. Muslimische Mädchen können sich seither von diesem Unterricht dispensieren lassen.      

Daniel spricht als Präsident des VPOD Luftverkehr vor den Swissair Angestellten in Zürich-Kloten, 3. Oktober 2001. (Foto: Walter Bieri, Keystone)

Das «Grounding» lässt Daniel durchstarten

Betriebsangehörige gerecht zu behandeln, dafür sorgen Gewerkschaften. So auch der VPOD Luftverkehr, dessen Präsident der Anwalt Daniel Vischer war. Unverhofft rückte er weit vor auf der Politbühne, fiel in seinem «unauffälligen Job» auf, stark sogar: Am 1. Oktober 2001 standen alle Flugzeuge der damaligen Swissair am Boden. «Das Grounding hat wohl zur grössten Massenmobilisierung des Personals einer schweizerischen Grossfirma geführt», berichtet er als Interessenvertreter aller, die am Boden und nicht in der Luft für das ehrwürdige Flaggschiff des Schweizer Unternehmertums arbeiteten. Daniel war jeden Tag in den Medien, stieg zur schweizweit bekannten politisch aktiven Persönlichkeit auf.

Dabei hatte er sich bereits darauf eingestellt, ein politisches «Auslaufmodell» zu sein und nicht mehr zu kandidieren. Nun tat er es doch. Im Herbst 2003 belohnten ihn die Wähler und hoben den ehemaligen Kantonsrat in den Nationalrat, nachdem ihm das 1999 und 1995 nicht gelungen war. Im Dezember wurde er feierlich vereidigt, was «auch für mich eine bewegende Erfahrung war». Im weiteren Sessionsverlauf hievte die Bundesversammlung Blocher in den Bundesrat. Nationalrat Daniel gehörte zu denen, die ihn nicht wählten.

1988, also 15 Jahre vorher, stand sein Vater ein einziges Mal vor dem Plenum. Nicht vom Volk gewählt, sondern beauftragt von Bundesrätin Elisabeth Kopp vertrat er eine Vorlage zum Privatrecht, und zwar erfolgreich. Erstmalig und letztmalig war es, dass ein Aussenstehender ein Gesetz vorstellte. Das Parlament kritisierte die Magistratin. Sie selbst, nicht ein anderer, habe hinzustehen. 

Im Nationalrat wurde Daniel Präsident der Rechtskommission und hatte oft mit Blocher, dem Vorsteher des Justizdepartements, zu tun. Ging es um Themen wie Ausschaffung oder Verwahrung setzte er sich konsequent dafür ein, die Grundrechte des Einzelnen zu wahren. Der nunmehr grüne, mitunter als «Berufsrevolutionär» bezeichnete «linke» Vischer argumentierte im Grunde liberal, im Gegensatz zu manchen, die sich so etikettierten. Liberal fortschrittlich wie der Vater? Wie auch immer: Er wurde Staatsrechtler und in Bern erwarb er sich den Ruf, ein guter Debattierer zu sein, der stets seine eigene Meinung vertrat. So wurde es bedauert, als er 2015 nach zwölf Jahren im Nationalrat seinen Rücktritt ankündigte.

Daniel 2010 als Redner der Grünen im Nationalrat. (Foto Peter Klaunzer, Keystone)

Und wo steht die Familie?

Als Vischer aus Basel gehörte Daniel natürlich der Grossfamilie an und wurde somit alle zwei Jahre zur feierlich-geselligen Versammlung, dem Familientag, eingeladen. Als formal Geladener war Daniel einmal dabei und zeigte sich angenehm überrascht. «Ist ja ‹courant normal› hier», sagte er mir würdigend. Er hatte erwartet, dass wir uns hochtrabend steif geben und uns dabei lustvoll im Standesdünkel suhlen. Danach sehnten sich die wenigsten, stellte er befriedigt fest. Dennoch bezeichnen sie sich nicht als «Absteiger» wie er. Daniel spielte damit nicht auf sich selbst, sondern auf die grossbürgerlichen Familien, denen er entstammt, an. Ihren Höhepunkt hatten diese Mitte des 19. Jahrhunderts, legt er gleich zu Beginn seiner Eckdaten dar. Ernsthaft bestreitet das niemand.

Über ihre eigenen Familien schreiben Vater und Sohn wenig. Das Wenige ist indes versöhnlich, und ihre Kinder erwidern es. So erzählt Marius im Nachruf: «Tat er sich anfangs noch schwer mit seiner neuen Rolle als Ehemann und Familienvater, wuchs er je länger je besser in diese Stellung hinein und versuchte, der Familienmanagerin Bettina zur Seite zu stehen. Stets unterstützte er auch ihre berufliche Karriere als Physio- und Shiatsu-Therapeutin.» Bettina war es, erfahren wir weiter, die ihm riet, seine Erinnerungen festzuhalten, nachdem die Ärzte 2004 einen bösartigen Tumor in seiner Lunge gefunden hatten. Daniel lernte mit dieser Bedrohung umzugehen, sprach wenig darüber. Lange gelang ihm das, bis er dem Krebs Anfang 2017 erlag: einen Tag nach seinem 67. Geburtstag, eineinhalb Jahre, nachdem sein greiser Vater im Alter von 92 Jahren verstorben war.   

Frank Vischer hiess der Vater. Nach dem 2013 revidierten Namensrecht hätte er nach seiner Mutter auch Frank Staehelin heissen können oder den seiner ersten Frau annehmen können, also Frank Sarasin. Den Privatrechtler Frank Vischer befremdete das. Hier weichte sich seine liberale Maxime «Was Ihr wollt» auf. In der Gedenkschrift, von Daniel verfasst und an der Abdankungsfeier vorgetragen, lesen wir: «Das neue Namensrecht bezeichnete er als den schlimmsten gesetzgeberischen Fehlgriff.» Inzwischen erachten es auch andere als unklug. Im Nationalrat steht das Gesetz wieder in Überarbeitung.

Zwei Jus-Professoren am lustvollen Disputieren: Frank und sein Freund Günther Stratenwerth, 1983.

 

Weitere Vischer Portraits

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